Biografie III - Kunsthistorikerin

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Fünfzehn Jahre sind seit ihrer Emigration vergangen. Im Jahr 1949 erhält sie eine Einladung an die Accademia Pontificia in Rom um einen Vortrag über “Römische Denkmäler nach den Zeichnungen von Pirro Ligorio” zu halten. Zusammen mit Charles Mitchell veröffentlicht sie 1963 die erste größere Publikation über diesen bis dahin verkannten und bespöttelten Sammler ikonologischer Bildvorlagen aus Antike und Mittelalter. Ihre wissenschaftlichen Aktivitäten finden strukturelle Unterstützung vom Warburginstitut, das in dieser Zeit von Gertrud Bing geleitet wird.

Ihre Renaissancestudien hat sie nie aus dem Auge verloren. Sie unterrichtet von 1949 bis 1967 in Abendschulen in London und Oxford Kunstgeschichte und klassische Archäologie. In den 50er Jahren häufen sich die Einladungen ins Ausland. Sie bekleidet u.a. 1953 Gastprofessuren an den Universitäten Stockholm, Uppsala und Lund.

Von 1964 bis 1966 unterrichtet sie am Londoner Croydon College of Art (namhafte Künstler erwähnen voller Stolz ihre Ausbildung an diesem Institut) sowie am Brighton College of Art.

Im Jahr 1967 erhält sie erstmals eine Einladung nach Amerika. Sie gibt Sommerkurse an der Queens University in Kingston, Ontario.

Schon bald übersiedelt sie in die USA und folgt von 1967 - 1968 einem Ruf als Gastprofessorin an das Dickinson College in Carlisle, Pennsylvania.

Von 1968 - 1972 ist sie Associate Professor an der University of Oklahoma in Norman, Oklahoma bevor es sie für ein Jahr wieder zurück nach Kanada führt, diesmal nach Vancouver an die University of British Columbia (UBC)

Im Fach Kunstgeschichte lehrt sie hauptsächlich italienische Renaissancekunst, Manirismus und Barock, am liebsten jedoch die europäische Kunst des 20. Jahrhunderts.

Während ihres Aufenthaltes in Canada und USA tritt sie mit ihrem Vorwort zum 2. Neudruck der Ausgabe von 1603, Cesare Ripa “Ikonologia” und als Herausgeberin (Hildesheim, New York, 1970) erneut an die Öffentlichkeit.

Im Sommer 1973 geht die nunmehr 67jährige Erna Mandowsky in den Ruhestand und wählt Seattle, die Stadt am Pazifischen Ozean, zum Domizil.

Dort arbeitet sie von 1977 bis 1980 als “volunteer” im Seattle Art Museum und editiert 1980 einen Führer zu Zeichnungen Alter Meister.

Sie hat nach einem reisefreudigen und schaffensreichen Leben nun auch die Muße, alte Kontakte, ihren großen Freundes- und Bekanntenkreis, zu pflegen. Sie steht in regelmäßiger Verbindung mit Freunden in England, Kanada und den USA, bis zu seinem Tod auch mit Sir Ernst Gombrich. Sie freut sich besonders, daß die meisten von ihren früheren Studenten von ihr waren und daß fast alle noch Künstler sind bzw. als Künstler arbeiten.

Ihre Möbel, die von ihren Studenten nach ihren Entwürfen angefertigt wurden, ihre Kunstsammlung und Bibliothek symbolisieren die geistige Heimat einer Frau, deren Mut und Lebenswerk wir in ihrer verlorenen Heimat schmerzlich bewundern.

Im Jahr November 1998 konnte ich sie in ihrem schönen Zuhause in Seattle besuchen.